Schaakul

1974/1975 (21’06”)
komputermusik

‘Schaakul’ ist eine phonetische Schreibweise des holländischen Wortes für ‘Kette’. In meiner Komposition werden Kettenreaktionen aufgezeigt zwischen
– einem von der Gruppe ‘Neue Musik’ Berlin erstellten sogenannten ‘Muttertonband’;
– einer mit Tempophon erarbeiteten Fassung dieses Bandes; sowie
– einer Komposition für computergesteuerten Synthesizer.

Die Hörpartitur des ‘Berlin-Tonbandes’ wurde neu analysiert (Mikrostrukturen) und nach Dichten der Zeit, Tonhöhe, des Materials und der Lautstarke geordnet (Makrostrukturen). Diese bilden den gedanklichen Ausgangspunkt für die Zuordnung der an das ‘Berlin-Tonband’ angeglichenen Computerkomposition. Diese besteht aus sieben Teilen.

1) Rhythmische Pattern (Muster), die in Aufbau und Angleichung aus Exponential-Kurven zusammengesetzt sind;

2) Glissandi, die in Pausenskandierung, Lautstarke und Vibrato einer Sinusfunktion entsprechen;

3) Klangformationen, die in ihrer Klangdichte der Zeitdichte proportional und in Geraden notiert sind;

4) Random-, also Zufalls-Programm mit vorgegebenem Tonmaterial und Zeitraster;

5) Improvisation mit Live-Programm und Synthesizer;

6) Innerhalb des Ostinatos wird eine Synthese aus 1, 2 und 3, also rhythmischen Pattern, Glissandi und Klangformationen versucht;

7) Schlussteil.

In den Teilen 4 und 6 versucht der Interpret am Synthesizer live die Spannungsintentionen zu unterstutzen. Hierzu ruft er Ausschnitte des zuvor einem Sequenzer eingegebenen einfachen musikalischen Motivs ab. (Der Sequenzer speichert mittels eingegebener elektronischer Spannungen Lautstarke und Tonhöhe, die über den Synthesizer abrufbar sind.)

Das Klangmaterial resultiert aus Tonhöhenmessungen an fünf ostafrikanischen Zupfinstrumenten, sogenannten ‘Klimpern’.

‘Schaakul’ soll als ein Experiment verstanden werden, ‘exotische’ Klange mit komplizierten, nicht rechteckbezogenen (d.h. im Verhältnis natürlicher Zahlen) Rhythmen zu verbinden. Diese Verbindung geschieht mittels Computer, der es ermöglichen konnte, historisch eingeübte Musikvorstellungen aufzubrechen, und somit als Mittler zwischen Komponist und Material fungieren kann. Deshalb ist von einer Einengung kompositorischer Freiheit durch das Arbeiten mit dem Computer nicht die Rede.

© Copyright - Michael Fahres