Doors
1994/2003 (31′17″)
Soundscape
Mit den Sätzen:
1. Universal (00.00-05.22)
2. Rotorua (5.22-18.05)
3. Para (21.55-27.01)
4. Coda (27.01-31.17)
Der Begriff soundscapes, hierzu die Gedanken des kanadischen Komponisten R. Murray Schafer, überhaupt die ganze Bewegung wurden mir erst Anfang der 90ziger Jahre bekannt. Ich stand somit nicht mehr allein mit meinen musikalischen Ideen und Hain, sowie das Soundscape Brasilia Projekt 1994 beflügelten mich, nicht nur alte kompositorische Prinzipien zu regenerieren, sondern auch neue, andere Wege zu suchen, Umweltklänge musikalisch zu interpretieren. Hierbei spielten nicht allein der Umgebungsklang an sich und seine musikalischen Qualitäten eine Rolle, die „Musique Concrete“ hinterließ schon während meines Studiums im Institut für Sonologie (Utrecht, Niederlande) ihre Spuren, sondern auch der Symbolgehalt des Klanges. Fragen wie: welche Auswirkungen haben Klänge auf ihr soziales Umfeld, z.B. das Glockengeläute, das Menschen vor Sturm und Wetter alarmierte, waren ein wichtiger gedanklicher Ansatzpunkt in meiner musikalischen Arbeit und somit auch bei Doors.
Die soundscape Doors, die in purer Form, also mit geringfügiger Zuhilfenahme der Elektronik, zwischen 1994 und 2003 entstand, wäre ohne das Reisen und das unermüdliche Sammeln von Umgebungsklängen nicht möglich gewesen.
Doors beginnt mit dem Satz „Universal“, den doors of perception, also mit einer indirekteren, assoziativen Deutung des Begriffs Türen. Nachdem ich in Los Angeles 2003 mit den Auswirkungen des 11. Septemer 2001 konfrontiert wurde, den Ängsten der amerikanischen Bevölkerung vor Terrorismus und dem Fremden, Türen wurden somit zugeschlagen, wurde ich während eines Fluges von Universal Airlines auch noch nach New York von skandierenden Sätzen heimgesucht, verursacht durch einen kaputten CD-Spieler der Flugzeugtonanlage. Wörter wie „fight-flight-right“ machten die Runde. Erinnerungen an Steve Reich’s Komposition „Come out“ schwirrten durch das Flugzeug.
In dem zweiten Satz „Rotorua“, einem von den Maoris bewohnten vulkanischen Gebiet in Neuseeland, brodeln die Geysire. Erdtüren öffnen sich, die doors of the earth.
Der dritte Satz „Para“, verweist auf Tonaufnahmen, die ich auf einem kleinen Kutter mit Dieselmotor auf dem brasilianischen Fluss Para, einem Seitenarm des Amazonas, in der Nähe der Flussinsel Marajó gemacht habe. Die ausgeleierten Türen eines Toilettenhäuschens, die human doors, werden durch die Schwingungen des Motors in rhythmische Schläge gebracht.
Doors ist aber auch eine Hommage an drei Freunde, die mein (musikalisches) Leben in den letzten Jahren entscheidend begleitet und geprägt haben. Doors charakterisiert diese 3 Personen nicht nur durch die verschiedenen Inhalte, die verwendeten Tonaufnahmen beziehen sich direkt auf Erlebnisse und Erfahrungen mit meinen Freunden, sondern auch durch die verschiedenen Kompositionsstile: minimal Musik, Klangflächenkomposition, rhythmische Pulsmusik.
Unterstrichen werden die musikalischen Zusammenhänge durch die Re-Uhr, die Vergangenes wieder erlebbar macht, aber auch auf das Zukünftige, die 3 Freunde stehen vor einer neuen Schwelle ihres Lebens, hinweist. Doors schließt somit eine Periode ab und eröffnet neue Horizonte. Die Reise geht weiter.
© Michael Fahres
Rotorua (Neuseeland)
Para (Brasilien)