The Call
2007 (16′03″)
Klangcollage
Die Komposition/Installation The Call spielt musikalisch mit den beiden Umweltklängen Verkehrs- und Wellengeräusche und weist auf eine mögliche, zukünftige Umweltkatastrophe in den Niederlanden hin. Die Erderwärmung, die u.a. durch Kohlendioxid und weitere Treibhausgase, z.B. die Auspuffgase von Autos, hervorgerufen wird, bedingt einen Anstieg des Meeresspiegels (3 cm pro Jahrzehnt), der wiederum durch das Schmelzen von Eis am Nordpol hervorgerufen wird. Viele Teile von der Provinz Holland liegen unter dem Meeresspiegel, zum anderen besitzt Niederland eine der höchsten Verkehrsdichten von Europa.
Zwei Sprecher, in The Call symbolisch die beiden Lautsprecher, rufen einander mit den oben genannten Umweltklängen. In einem generativen Prozess werden die Wellengeräusche kontinuierlich zu Verkehrslärm und umgekehrt umgeformt. Wellen „erschlagen“ somit den Verkehr, oder der Verkehrslärm wird so laut, dass „natürliche“ Klänge wie das Meeresrauschen erdrückt werden. Diese Modulation und Demodulation findet mit zwei Klangmixturen statt, sowohl die Wellen wie auch der Verkehr sind akustisch miteinander verwandte Rauschklänge.
Diese Audiomitteilung soll den Hörer zeitgemäß über die Medien erreichen, deswegen Internet bzw. der Radiosender.
1. Komposition
The Call besteht aus folgenden Klangmaterialien:
a. Aufnahmen von verschiedenen 43 Verkehrgeräuschen, die an einem roundabout (Verkehrskreisel) aufgenommen wurden. Hierdurch wurde eine kontinuierliche Klangebene geschaffen, die auch „räumliche“ Variationen garantiert. Die Bassfrequenzen wurden eliminiert, um ein unterschiedliches Frequenzspektrum herzustellen.
b. Aufnahmen von Wellengeräuschen, die im Bassbereich angehoben wurden.
c. Synthetische Sendegeräusche, die aus sehr hohen rhythmischen Passagen und einem liegenden, mittelhoch schwingenden Ton bestehen.
2. Prozess:
Die 43 Verkehrsgeräusche wurden betr. ihrer Dauer von lang zu kurz geordnet. Der Beginn und das Ende des Verkehrslärms wurden am Anfang von The Call von dem Wellenrauschen eingerahmt, das, je länger The Call dauert, dann den Verkehrslärm völlig überdeckt, der somit ertrinkt und nicht mehr hörbar ist (Prozess a). Die Mitte der Komposition ist erreicht. Dann findet dieser Prozess wieder umgekehrt statt und der Lärm überfährt das Meeresrauschen (Prozess b).
Diese Überlagerungen werden durch den Mix oder das Morphen der Klänge hergestellt. Die Veränderung der Klänge in dem Prozess findet in kleinen minimalen Schritten statt. Ein Symbol für die langsame Veränderung der Erdwärme. Ein anderer kompositorischer Akzent liegt in der Dauer der Hüllkurve der Klänge, d.h. u.a. die jeweilige Ein- und Ausschwingzeit der Lautstärke. Diese ist zum einen durch das Klangmaterial gegeben, die Welle lässt man ausklingen, zum anderen kann man hiermit den Spannungsbogen von The Call unterstützen.
Am Ende des jeweiligen Prozesses ist nur noch ein Lautsprecher hörbar, da gleichzeitig auch eine Panoramaveränderung auftritt, d.h. rechts z.B. die Wellen erklingen dann links und umgekehrt. Ein Klang bleibt somit allein übrig, er wird der dominierende Klang, der z.B. den „unterworfen“ hat.
Der Basso Continuo der Sendegeräusche verbindet die Verkehrs- und Wellen-Geräusche kompositorisch miteinander. Außerdem wird die Idee, dass der Hörer über die Medien benachrichtigt werden soll, akustisch unterstrichen.
3. Abschluss
The Call ist eine Komposition/Installation, aber auch ein akustisches Manifest, das ein uns alle angehendes Problem signalisiert.
Stichting LYR: “Für den Komponisten Michael Fahres war die gesamte Region des Nordseekanals Inspiration seiner Arbeit. Die Komposition fügt die aufgenommenen Klänge und Impressionen der Umgebung zu einem besonderen, beeindruckenden Musikstück zusammen. Der Klang der Zukunft wird abgebildet.